27.01.2022 | Gedenkkundgebung 2022
   
 
Gedenkkundgebung
Wir gedenken am Mittwoch, den 2.Februar beim Mahnmal der sowjetischen Soldaten, die bei der Flucht aus dem KZ Mauthausen im Februar 1945 in unserer Region ermordet worden sind. Wir gedenken der beeinträchtigen Menschen aus unserer Region, die in Hartheim vernichtet worden sind.

Zum Gedenken musizieren Ewa und Bogdan Hanushevsky, SchülerInnen der SOB präsentieren Szenen aus dem Roman von Elisabeth Schmidauer "Fanzi". Eine Familiengeschichte über mehrere Generationen aus unserer Region, wie einer als Kind die Menschenhatz und das Wegschaffen von kranken und behinderten Menschen erleben musste, wie er und seine Familie die Traumata daraus ertragen mussten.



Am 2. Februar 2022 gestaltete das Mauthausen Komitee Gallneukirchen in Kooperation mit den Bildungswerken und der Schule für Sozialbetreuungsberufe ein Gedenken beim Mahnmal für den Frieden, eine Gedenkkundgebung an die "Menschenhatz im Mühlviertel" und beim Gedenkstein des Evangelischen Diakoniewerkes ein Gedenken an die Menschen, die als "unwerte Leben" im Jänner 1941 in Hartheim ermordet worden sind.

Eine Delegation der Russischen Föderation in Österreich unter Attache Vladimir Kislyakov hat dieses Gedenken mit einer Kranzlegung am Mahnmal für den Frieden ausgezeichnet. Gallneukirchens Bürgermeister Mag. Sepp Wall-Strasser begrüßte herzlich die Delegation der Russischen Föderation. Er erläuterte, dass seit 2006 politisch wache Bürgerinnen und Bürger hier mit einem Gedenken ihre Betroffenheit über die Menschenhatz zeigen.
 
Er appellierte, das Gedenken, bei dem auch die Europafahne gehisst ist, als eine Mahnung an eine friedvolle Zukunft in Europa zu sehen. Ein friedvolles Europa muss ein Ganzes sein, ein Europa über die Grenzen der Europäischen Union hinaus.

Attache Vladimir Kislyakov erinnerte an die grausame Geschichte der Menschenhatz, die im kollektiven Gedächtnis aller Länder bleiben müsse. In Erinnerung müssen aber auch die wenigen Menschen bleiben, die mutig den Verfolgten geholfen haben. Er dankte, dass Österreich eine wache Erinnerungskultur hat mit Mahnmalen und gepflegten Soldatenfriedhöfen.

Rupert Huber appellierte an Politik und Medien: in den erregten Disputen um das Geschehen an der Westgrenze der Russischen Föderation möge die Geschichte als Ganzes betrachtet werden. Die frühere Sowjetunion wurde in zwei Weltkriegen überfallen. Zu erinnern ist an die ungeheuer große Zahl von 24 Millionen getöteten Menschen, unter ihnen 10 Millionen gefallenen Soldaten der Roten Armee. Die Erinnerung und Mahnung ist in den Ländern und Kulturen der Föderation Russland, in der Ukraine und Belarus aktuell.

Zum Gedenken wurden Szenen aus dem Buch von Elisabeth Schmidauer "Fanzi" vorgebracht. Für dies Buch hat die Autorin in der Region recherchiert. Mit szenischem Lesen daraus wurde erlebbar, wie ein damals 12-jähriger Bub bis in sein hohes Alter an Erinnerungen zu leiden hatte, weil er nationalsozialistischen Terror erleben musste. Er musste hinschauen wie sein Vater zubilligte, dass seine jüngste Tochter, die von Fanzi geherzte kleine Schwester in die Anstalt Niederhart abgeschoben und ermordet worden ist. Sie wurde abgeschoben, weil sie nach schwerer Krankheit beeinträchtigt geblieben ist.

Am Weg vom Denkmal für den Frieden zum Gedenkstein wurden über Lautsprecher Namen von Kindern und Jugendlichen ausgerufen, die in Hartheim ermordet worden sind.

Zum Abschluss dankte Frau Dr.in Daniela Palk, Vorständin im Diakoniewerk, den Gestaltern und Teilnehmerrinnen dieses Gedenkens. Die ca. 150 Besucherinnen und Besucher - unter ihnen viele Jugendliche, hat das Gedenken beeindruckt.

Rupert Huber
für das Mauthausen Komitee Gallneukirchen